Netzwerken & Coworking passen sehr gut zusammen – von Anfang an erklärte ich Coworking als ‚vernetzendes Arbeiten‘. Inspiration, Know-how und ‚Hubs‘ in andere Netzwerke arbeiten als Coworker am Schreibtisch nebenan.
In digitalen Zeiten und aktuell mit Pandemie-Schutzmassnahmen brauchen auch Coworking Communities frische Ideen, wie das digitale Vernetzen nachhaltig funktioniert. Im Rayaworx Online Salon haben wir uns daher mit Ute Blindert getroffen, um über Netzwerken in digitalen Zeiten zu sprechen.*
Ute Blindert ist Beraterin, Moderatorin, Speakerin, Bloggerin, Podcasterin, Buchautorin – und Netzwerkerin. Wir kennen uns zum Beispiel virtuell aus dem Netzwerk der Digital Media Women (dmw). Daneben ist sie in weiteren Netzwerken engagiert und gestaltet diese aktiv mit. Ich füge daher gerne noch das Wort Macherin der obigen Aufzählung hinzu.

Den Online Salon begannen wir mit einer gemeinsamen Runde, in der jede:r eine Schlagzeile für eine fiktive Abendzeitung formulierte, wie der Tag bis zum virtuellen Treffen so gelaufen war. Dann legte Ute los und gestaltete ihren interaktiven Impuls mit fünf bunten Karten, die sie in die Kamera hielt.
1. Karte: Wo will ich hin?
„Netzwerken macht erst dann Sinn, wenn du weisst, was du erreichen möchtest“, sagt Ute Blindert. Selber entwickelte sie für sich eine richtigen Systematik, wie man Netzwerken strategisch aufsetzen kann.
Faszination Netzwerke
Als Ute in den 1990ern an der Uni Köln Soziologie studierte, war das Small World Experiment von Stanley Milgram sehr populär, nach dem alle Menschen der Welt miteinander über eine sehr kurze Kette von direkten Kontakten verbunden sind. ‚Kurz‘ bedeutete in dieser These ungefähr 6 Kontakte – einige erinnern sich vielleicht an die Bezeichnung „Six Degrees of Separation“ für das Phänomen. In Experimenten wurde in analogen Settings und mit überschaubar kleiner Gruppe versucht die These zu bestätigen, Ergebnis: Die Idee ist gut, aber richtig bewiesen ist es nicht.
Ute fand es dann richtig spannend als 2008 einige Wissenschaftler von Microsoft** die Milliarden Daten von Messengern hinsichtlich dieser Annahme der Verknüpfung innerhalb der Menschheit auswerteten. Und ja, sie zeigten im digitalen Setting, dass es sogar manchmal nur 3-5 Kontaktpunkte sind, über die Menschen miteinander verknüpft sind. Digital ist es also viel leichter sichtbar, wie eng wir vernetzt sind.
Homogene oder heterogene Netzwerke?
Wie unterscheiden sich die Menschen in diesen digitalen Netzwerken? Erreiche ich damit auch eine Grossmutter in Papua Neuguinea? Oder einen Hirten in den Karpaten? Daher ist es wichtig im Blick zu behalten: Vernetzen findet vorwiegend mit Gleichen statt. Aber Vernetzung hat noch viel mehr Potenzial, wenn das Netzwerk weiter geknüpft wird als nur mit Gleichen. Weil da ‚Reibung‘ entsteht, und weil dadurch Neues geschieht.
Das ist neben Netzwerken in meiner Erfahrung auch in Coworking Communities so. Wenn diese zu homogen sind, findet wenig gegenseitige Inspiration statt. Die Funken fliegen schneller in der Auseinandersetzung heterogener Communities mit verschiedenen Blickwinkeln, Erfahrungen und beruflichen Ansätzen. Einer der Gründe, eine sehr gemischte Community hier im Rayaworx anzustreben, es vielen möglich zu machen, hier mit anderen in Kontakt zu kommen.
Genau so eine Strategie ist auch für Ute zentral: „Für mich ist das klar, dass ich mir vorher überlege, was ich mit einem Netzwerk genau will.“ Und wie wir in der Diskussion feststellten: Das kann zu verschiedenen Phasen des Lebens oder der beruflichen Aktivitäten durchaus unterschiedlich sein.
2. Karte: Meine Ressourcen
Denn wenn umrissen ist, was ich mit dem Netzwerken bewirken möchte, kann ich die eigenen Ressourcen in Bezug auf Zeit, Geld und auch Weitergabe von Wissen entsprechend dosieren. Auf den Einwurf der häufigen Ansicht, ‚Ich geb doch nichts ins Netz rein, da klaut mir dann ja jemand was!‘, antwortet Ute mit einem Zitat von Kerstin Hoffmann / PR-Doktor: „Verschenke dein Wissen um dein Können zu verkaufen.“
Plane deine Ressourcen anhand der Frage, was du bereit bist zu investieren.
Ute Blindert
Besonders der Faktor Zeit ist bei Frauen sehr häufig durch andere Themen blockiert (Familie, Kinder). Da hilft es sich bewusst zu machen, das wir durch das Netzwerken am Ende Zeit sparen. In der digitalen Gesellschaft ergeben sich viele abkürzende Wege durch persönliche Beziehungen.
Netzwerken ist daher gut investierte Zeit, wenn wir dadurch wissen, wer uns bei bestimmten Themen weiterhelfen kann. Zum Beispiel für ein Angebot in einer Branche, mit der noch nie gearbeitet wurde. „Da weiss ich genau wen ich anrufen kann, und kann dann sicher in die Kalkulation gehen,“ beschreibt Ute ihre Abkürzung durch Kontakte in ihrem Netzwerk.
3. Karte: Ich werde sichtbar!
Unter dem Blickpunkt der beruflichen Vernetzung ist es besonders sinnvoll in den digitalen Netzwerken engagiert zu sein, in welchen die Menschen aktiv sind, mit denen wir arbeiten möchten. So gilt es für jede Zielgruppe genau hinzuschauen, in welchen digitalen Communities diese engagiert ist. Manchmal ist Xing das Netzwerk der Wahl, manchmal Facebook oder LinkedIn.
Vielleicht für den einen oder die andere überraschend sagt Ute:
Netzwerken in digitalen Zeiten heisst nicht, ich netzwerke ausschliesslich digital!
Ute Blindert
So kann es auch der strategische Weg sein, passenden Kontakte digital zu recherchieren, sie jedoch passender im realen Leben anzusprechen – oder anzuschreiben. Mich auf lokalen IHK-Veranstaltungen zeigen, um dort beispielsweise Vertreter:innen aus dem Mittelstand zu finden und miteinander ins Gespräch zu kommen.

4. Karte: Ich vernetze mich!
„Weisst du , wie dein Netzwerk aufgebaut ist, wer darin für dich ein wichtiger Kontakt ist?“, fragt Ute in die Runde. Es ist wichtig nicht einfach nur da zu sein, sondern das Netzwerk strategisch anzusehen. „Nur so kann ich entdecken, dass es für mich sehr interessante Menschen gibt, die zwar im Grossen mit mir vernetzt sind, aber doch sehr entfernt von mir sind.“
Herauszufinden, ob es Personen gibt, die wie ‚Hubs‘ agieren, weil sie Kontakte in andere Netzwerke pflegen und sehr aktiv Wissen teilen. Digital kann ich mich diesen Hubs nähern, durch Kommentare, Fragen oder Weiterempfehlen ihrer Posts. Ein Weg zu mehr Nähe kann das Angebot zum virtuellen Kaffeetrinken sein. Oder sie auf einer Konferenz, Online Barcamp kennen lernen.
Als wichtiges Learning gibt uns Ute mit:
Es sind nicht unbedingt die ganz engen Kontakte, die einen empfehlen, sondern eher die weiter entfernten, mit denen wir über Bande vernetzt sind, sagt die Forschung.
Ute Blindert
Daher empfiehlt uns Ute, etwas Nützliches, Hilfreiches in das Netzwerk hineinzugeben. So machen wir sichtbar, für was wir stehen – gerade für die etwas weiter entfernten Netzwerkkontakte.
5. Karte: Do’s
Das ist der fliessende Übergang zu Utes letzter Karte: Do’s. Die steht dafür ins Tun zu kommen, dranzubleiben. Aktiv Input ins Netzwerk zu geben, jemandem Hilfestellung anzubieten, anderen damit einen Gefallen zu tun. Irgendwann stupst das etwas an, weil du zeigst, für was du stehst.
Genauso soll diese Karte daran erinnern, immer wieder den Blick darauf zu richten, was zum eigenen Business und zur eigenen Person passt. Und dabei empfiehlt es sich sehr langfristig zu denken: „Wenn du dein Netzwerk brauchst, dann muss es schon da sein“, gibt uns Ute mit auf den Weg.
Update 14. Apr 2021:
Wie geht Netzwerken in digitalen Zeiten? Ute Blindert im Online Salon Cortado anschauen.
„Follow-Up“ Netzwerkbooster-Event
Ute Blindert hat aus den von ihr gestarteten Netzwerkbooster-Inspirationen einen spannenden Tag mit Impulsen und Barcamp-Nachmittag entwickelt. Wir unterstützen sie dabei tatkräftig! Ute Blindert & Doris Schuppe / Rayaworx laden daher herzlich ein, am Netzwerkbooster-Event am 9. Oktober teilzunehmen! Pssst, der Rayaworx Gutschein-Code dafür ist Coworking2020b.

Vernetzung mit Ute Blindert:
- Website: www.uteblindert.de
- Social Media: LinkedIn linkedin.com/in/uteblindert/ • Twitter twitter.com/uteblindert • Instagram @uteblindert
- Netzwerkbooster: Website www.uteblindert.de/netzwerkbooster-event/ • Instagram @netzwerkbooster
* Disclaimer: Ute Blindert und Doris Schuppe / Rayaworx arbeiten für die Ausrichtung und Durchführung des Netzerkbooster-Events zusammen.
** Studie Instant-Messagers Really Are About Six Degrees from Kevin Bacon; Big Microsoft Study Supports Small World Theory, PDF: https://www.microsoft.com/en-us/research/wp-content/uploads/2016/11/washpost_8_2_2008.pdf