RaynaCast 03 – Wir müssen reden

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Raynacast 03 - Wir muessen reden

Wer redet hat eine Zukunft

Im Podcast wird geredet, dafür ist er da. In der Folge 03 von RaynaCast fordere ich allerdings auf, dass wir ALLE mehr reden. Konkret heisst das: Wir brauchen mehr Kommunikation um das Wissenszeitalter angemessen und erfolgreich zu beginnen.

Raynacast 03 - Wir muessen reden

Seit fast 200 Jahren gilt für die industrielle Produktion die Maxime: Oben denken, unten tun – Ideen werden in der oberen Führung geboren, in der mittleren Ebene geplant und an der Basis der Pyramide umgesetzt. Ein bisschen mehr Info findet ihr in Planlos Agil, einem Blogbeitrag von Lars Rückemann im codecentric Blog (siehe Links zur Podcast-Folge).

Für die industrielle Produktion, die auf hohen Durchsatz und Schnelligkeit in der Fertigung setzt, ist das auch super. Als einfache/r Arbeiter/inn habe ich keine grosse Verantwortung, ich führe Schritte aus, die ich relativ einfach erlernen kann und bekomme dafür Geld. Wenn eine Tätigkeit in mehrere einfache Schritte aufgeteilt wird, die von mehreren Personen durchgeführt werden, dann ist das wesentlich schneller, als wenn eine Person alle diese Schritte alleine ausführt – selbst wenn viele das parallel machen.

Das Planungsmanagement hat dadurch auch einfache und effektive Kontrolle bzw. Steuerungsmöglichkeiten. Das Stichwort hierzu lautet Prozess: eine genaue Beschreibung eines Ablaufs mit allen auszuführenden Schritten und Verzweigungen (Wenn-Dann-Senarien), um ein bestimmtes Ergebnis, z.B. ein fertiges Auto, zu erreichen. Im Prinzip also eine Programmierung, ein Algorithmus – siehe RaynaCast 2 – Programmieren lernen ist Pflicht.

Digitalisierung & Automatisierung = Digimatisierung

In den letzten Jahrzehnten sind unzählige solcher Prozesse in allen nur erdenklichen Bereichen definiert worden – den vielen BWL’ern und Unternehmensberatungen sei Dank. Wenn so ein Prozess also schon besteht, ist es nur ein kleiner Schritt diesen auch von Automaten, Maschinen und Robotern statt von Menschen ausführen zu lassen. Oftmals ist genau das mit der Digitalisierung gemeint, die momentan so oft beschworen wird. Und ich finde das grundsätzlich gut.

Persönlich mag ich keine Routinearbeiten und löse entweder lieber Probleme bzw. mache etwas ganz Neues, was ja in der Regel auch eine Problemlösung ist. Die täglich wiederkehrenden Murmeltier-Arbeiten hingegen können gerne Maschine oder Apps übernehmen. Die Maschinen helfen uns also interessantere und damit vor allem erfüllendere Jobs zu bekommen. Dafür müssen wir aber noch etwas tun, was uns ebenso durch digitale Technologien erleichtert wird.

Wir müssen miteinander reden

Und zwar vor allem, weil die Prozesse immer noch nur so gut sind, wie es die Planer und Planerinnen vorgedacht haben. Wenn also eine Situation auftritt, für die es im Prozess keine Regel gibt, dann schreit die Maschine um Hilfe bzw. ruft eine Ausnahme aus und die Menschen müssen wieder ran.

Dann muss die Situation bewertet und eine Lösung gefunden werden. Oft tritt so eine Ausnahme an den Übergängen zwischen verschiedenen Abteilungen auf und dann hilft oftmals ein Gespräch. Wenn es aber dumm läuft, gibt es dafür auch einen Prozess, der genau vorgibt, wie nun weiter vorgegangen werden muss. Eine direkte Kommunikation wird dabei gerne verhindert und gegen die trügerische Sicherheit des erprobten Prozesses getauscht.

Und da sind wir bei dem Problem der grossen, gewachsenen Organisationen: Aufgrund der vielen Planungen und Prozesse findet recht wenig richtige Kommunikation statt und Änderungen im Prozess gehen einen langen Weg, bis sie durchgeführt werden. In einem immer schneller agierenden Marktumfeld ist das aber eine sehr schlechte Umgebung für eine erfolgreiche Zukunft. Und frustrierend für die Mitarbeiter ist es auch.

Anders sieht es in Startups aus: Hier gibt es kaum Prozesse dafür aber viel direkte und schnelle Kommunikation und eine enge Verbindung zum Kunden oder zum Endanwender. Neues entsteht durch Reden und Feedback; wenn etwas nicht passt, dann wird es schnell geändert, ohne dass ein riesiges Rad gedreht werden muss. Ein wichtiger Teil der Motivation von Startups hängt auch damit zusammen, dass die MitarbeiterInnen sehen, was sie produzieren. Ich kann zu dem Thema den Beitrag The meaning of Work des TED Radio Hour Podcast sehr empfehlen (siehe Links zur Podcast-Folge).

Aus diesem Grund schaffen gerade viele Grossunternehmen Platz für neue innovative Unternehmen bei sich oder in ihrem direkten Umfeld. Inkubatoren, Coworking Spaces und Hubs für Startups von der Telekom, von Volkswagen und anderen sind entstanden, welche jungen, innovativen Menschen eine Chance geben, günstige Bürofläche bzw. Arbeitsumgebungen zu bekommen.

Das Dilemma

Die grossen, starren Firmen bekommen dann quasi als Gegenleistung einen Einblick oder besser eine Idee davon, wie Innovation funktionieren kann. Oder sie lassen gleich neue Technologien für sich selbst dort entwicklen, da es intern nicht schnell genug klappt.

Aber was können sie nun tun? Die Art und Weise wie beide Welten funktionieren ist genau gegensätzlich: Auf der einen Seite haben ich viele Prozesse und einen genau geregelten Ablauf mit sehr wenig Kommunikation und auf der anderen Seite einen fast endlosen Kommunikationsstrom mit sehr wenigen Prozessen.

Einige Firmen haben auch angefangen Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben in Coworking Spaces in der Nähe ihrer Wohnung zu arbeiten. Zum einen müssen sie dann nicht Stunden in Auto oder Bahn auf dem Weg zur und von der Arbeit verbringen, zum anderen sind sie dann in einer Umgebung, in der Kommunikation ‘passiert’. Auch bei uns tauschen sich die verschiedenen Coworker bei einer Tasse Kaffee miteinander aus. Selbst wenn sie beruflich gar nichts gemeinsam haben. Und oftmals kommen genau dabei vollkommen neue Ideen raus – quasi aus Zufall. Die Firmen hoffen dann, dass die Mitarbeiter helfen diese Kultur auch ins Unternehmen mitzunehmen. Was aber nicht immer klappt.

Fazit

Für mich heisst das: Für die Zukunft und vor allem die Innovation ist die Kommunikation das Entscheidende: Das Reden, der Austausch von Gedanken und Wünschen, Das ‘Auf-einander-Hören’. Auch die grossen, alteingesessenen Unternehmen haben das erkannt und versuchen im Rahmen der Möglichkeiten eine Kulturänderung herbei zu führen.

Maschinen sind prima im Auswerten von Massen an Daten und im Erkennen von Mustern. Sie sind nicht wirklich gut im Interpretieren, schon gar nicht wenn Daten einfach fehlen, also das ‘zwischen-den-Zeilen’-Gesagte. Hier liegt die Zukunft für all diejenigen, welche nun ihren langweiligen 8 Stunden Job an den abgegeben dürfen, der es einfach macht: den Roboter.

Da aber unsere Ausbildung an Schulen und Universitäten sehr prozess-orientiert geworden ist, sollten wir alle anfangen mehr miteinander zu reden. Vielleicht auch mal direkt von Ohr zu Ohr und nicht nur mittels Geräuschübertragung in WhatsApp Sprachnachrichten.

Lang geschrieben, hier gehts zum Hörerlebnis

Links zur Podcast-Folge „Wir müssen reden“

Hier noch die Links zu den erwähnten Beiträgen:

Der Beitrag:

RaynaCast 03 – Wir müssen reden

erschien zuerst im Blog

rayaworx.eu

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Eine Antwort zu „RaynaCast 03 – Wir müssen reden“

  1. […] Besonders für Menschen, die schon länger in ihrem Beruf sind, ist es herausfordernd ihre Themen (oder Prozesse) auch mal anders anzugehen. Dazu ist die interdisziplinäre Community eines Coworking Space bereits ein wichtiger Baustein, andere Blickwinkel kennenzulernen und zuzulassen. Zum Teil auch die Dialogfähigkeit zu stärken (siehe Wir müssen reden). […]

¡HOLA!

(de) Hier bloggen Doris (DoSchu) & Rainer über Coworking, Coworkation, „work anywhere“ sowie aus dem Coworking Space Rayaworx in Santanyí
(en) Doris (DoSchu) & Rainer blog about coworking, coworkation, work anywhere, and news from the coworking space Rayaworx Mallorca

Doris & Rainer Rayaworx Mallorca
(Foto: Simone Naumann)

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